11.09.2024
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WUH
Ausgabe 17/2024
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5 Min

Aus dem Wild und Hund-Testrevier

Wenn der Influencer kommt

Seit Juli begleitet Influencer Marcus Finger immer wieder Chefredakteur Heiko Hornung ins Revier. Ende Juli kam er, um mit ihm auf die Blattjagd zu gehen. Das war schwieriger, als gedacht.

Wenn der Influencer kommt

Bild: Marcus Finger

Jagd lässt sich nur bedingt planen. Egal wie gut sich der Jäger vorbereitet hat, entscheiden am Tag der Jagd Witterung, Laune des Wildes, veränderte Äsungs- und Reviersituationen, was läuft oder was eben nicht.
Zur Vorbereitung der Blattzeit war Marcus Finger mit seinem Format Expedition Wildpfad schon einmal im WILD UND HUND-Testrevier und ließ sich zeigen, wie sich die Redaktion auf die hohen Tage vorbereitet. Auf seinem YouTube- Kanal veröffentlichte er dann all die aufgenommen Tipps und wollte jetzt natürlich wissen, ob das Vorbereitete auch klappen würde. Wegen Urlaub und zahlreicher Terminkollisionen blieb nur der 29. Juli als gemeinsamer Jagdtag übrig. Ich war zwar guter Hofffnung, weil es mir auch in den vergangenen Jahren oft schon gelungen war, Jagdgäste an diesem Termin zu Schuss zu bringen, aber natürlich war er zu früh zum Blatten.
Als der Jungjäger am Nachmittag eintraf, stand die Säule des Thermo­meters bei 31 °C. Wir versuchten es trotzdem. Und was sich am ersten Stand in einem feuchten, kühlen Stangenholz mit gutem Wind bereits andeutete, bewahrheitete sich auch für alle weiteren Plätze. Es bewegte sich nichts. Egal welche Blattarie ich meinem Rottumtaler auch entlockte, es gelang nicht einmal, ein weibliches Stück dafür zu interessieren. Als der Zeiger langsam gegen 21 Uhr rückte, hatten wir noch kein einziges Reh in Anblick. Natürlich muss ein Influencer und Jungjäger dann frotzeln, ob die fulminant vorgetragene Blattmusik nicht mehr Schein als Sein sei. Wer das abperlen lassen will, braucht noch einen Plan. Aber wo kommt man nach 21 Uhr bei diesem Süd-Ost-Wind noch hin, ohne dass das ausgetretene Wild gestört wird und man mit einem Anfänger eine reale Beutechance erhält?
Ich entschied mich für einen Revierteil in einem Grund, wo eine niedrige Kanzel bei beherztem Angehen noch zu erreichen sein würde. Dort würden wir den Rest des Abends noch verbringen, so der Plan.

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Sämtliches Blatten von Heiko Hornung war am 29. Juli bei großer Hitze erfolglos. (Bild: Marcus Finger)
Als wir das Kanzelchen anpirschten, waren wir die ersten 100 m noch vom Bewuchs einer Ödlandfläche geschützt. Gerade als wir diese verließen, sah ich auf gut 200 m ein weibliches Stück Rehwild über den Grund flüchten. „Da muss ein Bock dahinter sein!“, schoss es mir durch den Kopf. War er auch. Dem mir dicht folgenden Jagdgast befahl ich, sich schnell niederzulegen und eine stabile liegende Schussposition einzunehmen, denn einen Schießstock hatten wir nicht dabei. Der ungerade Sechser hinter dem Stück schien mir jagdbar. Doch der verhoffte nicht und wechselte zügig in den Wald ein. Die Schussentfernung wäre eh zu weit gewesen. Also schnell auf und weiter Richtung Kanzel. Der Jungjäger rappelt sich auf. Wir haben es jetzt eilig. Mit einer energischen Handbewegung bedeutete ich, mir schnell zu folgen, denn ich wusste, dass das Liebes­pärchen gleich wieder auf der Wiese erscheinen konnte und wir dann bei der Kanzel angelangt evtl. in günstiger Schussposition wären.
Also auf, im schleichenden, geduckten Laufschritt voran. Wir haben immer noch 25 °C. Der Jagdgast trug einen ­Tarnanzug und schwitzte bereits gehörig. Kurz vor der Kanzel angekommen, schreckte ein Stück im Bestand – Mist, waren wir entdeckt? Ich prüfte den Wind. Der stand gut. Es konnte sein, dass es uns von drinnen eräugt hatte, aber wir mussten nicht unbedingt der Verursacher sein, denn im Bestand hörte man die Verfolgungsjagd von Geiß und Bock. Schnell war ich in der Kan­zel, trieb wieder zu Eile. Nach kurzem ­Geschiebe saß der Jungjäger dicht neben mir. Der Schweiß rann ihm die Schläfen hinab, und er war leicht außer Atem.
Doch lange Zeit zum Überlegen hatten wir nicht. Denn die Ricke zog schon wieder über den vor uns am Waldrand entlangführenden Wiesenstreifen. „Mach dich fertig!“, raunte ich dem Jagdgast zu. Und da stand er bereits. Trollte aus einem Altgrasstreifen, den Windfang über dem Boden, um auszumachen, wo die eben noch so verführerisch Duftende hingekommen war. Er versuchte, unter Wind zu kommen, und steuerte damit direkt auf uns zu. „Die Büchse raus!“, raunzte ich. „Schnell!“ Denn so nah würde er uns wohl nicht mehr kommen. Als er flott vor der Kanzel auf 34 m passierte, schreckte ich ihn an. Der Bock verhoffte und brach im Feuer zusammen. Meinen mächtigen Schlag ins Genick, begleitet von einem lachenden „Waidmannsheil“, hat Marcus wie ein Mann genommen.

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Der ungerade Sechser brachte knapp 17 kg auf die Waage und wurde nach einer schweißtreibenden Pirsch in der Brunft gestreckt. (Bild: Heiko Hornung)
Wenn Sie die Jagd aus der Sicht des Influencers Marcus Finger sehen wollen, sollten Sie „Expedi­tion Wildpfad“ auf YouTube unter dem Titel „Denn zum Blatten sind sie da“ einen Besuch abstatten.

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(Bild: Marcus Finger)

Autor: Heiko Hornung