13.08.2025
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8 Min

Aus dem WuH-Testrevier

6 auf einen Streich

Ein immenser Baurückstand und ein verändertes Revier mit großen Sukzessionsflächen ließen uns nach großen Drückjagdböcken Ausschau halten. Ein Angebot von Holz & Raum schien für unsere Bedürfnisse genau passend. Wir wollten wissen, wie leicht oder schwer sich die Fertigbausätze zusammenschrauben lassen. Heiko Hornung

6 auf einen Streich

Bild: Peter Schmitt

Der Baustau war enorm. Als der Winter vorbei war und ich bei Reviergängen die Ansitzeinrichtungen und Drückjagdböcke kontrollierte, war klar: Das wird ein hartes Stück Arbeit. Oft saßen Peter Schmitt und ich über den Listen, auf denen wir Neu- und Ersatzbauten notiert hatten. Da war doch einiges in die Jahre gekommen, und bei der letzten Drückjagd hatten wir v. a. an den großen Freiflächen, die inzwischen dicht mit Primärflora bestockt waren, festgestellt, dass die normalen Drückjagdböcke mit 1,50 m Standhöhe oft nicht mehr ausreichten, um Einblick in das Gelände zu bekommen. Auch verändert sich die Struktur derart rasch, dass eine Dauereinrichtung einfach nicht lohnt. Schnell und stabil muss sich der Hochsitz eben auch mal verstellen lassen.

Wir suchten also nach welchen, die sowohl als normale Hochsitze, aber auch als hohe Drückjagdböcke einsetzbar wären. Wir fanden sie bei der Firma Holz & Raum, die gleich 6 von ihnen in einem Paket zum Preis von 2 334 € inkl. MwSt. und zzgl. Versandkosten anbot.
Aufgebaut ist der große Drückjagd-Hochsitz 4 m hoch und 1,20 m auf der Leiterseite breit. Unten steht er 2 m aus. Für 2 Sitze lieferte der Hersteller noch Sonderzubehör mit, das aus einem Dach, Erdankern, Betonplatten und einem Tarnnetz bestand.

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(Bild: Peter Schmitt)

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Die 140 kg schweren Bausätze sind kompakt verzurrt. Im Lieferumfang fehlte nichts. Wichtig ist es, vor Baubeginn die 30 Einzelteile sauber zu sortieren und genau nach Plan vorzugehen. (Bild: Peter Schmitt)


Stabiler Bausatz im Stundentakt

Uns interessierte natürlich, wie leicht und wie schnell sich der Bausatz zusammenschrauben lässt.
Geliefert wurde er per Spedition. ­Jeder Bausatz, der ein Packmaß von 4 x 1,20 x 0,15 m hat, wiegt ca. 140 kg. Es braucht also zum Abladen einen Stapler und zum Umladen auf den Hänger schon 3 kräftige Kerle.

Im Revier empfiehlt sich zur Montage ein ebener, recht geräumiger Platz. Der Akkuschrauber sollte schon Profi-Qualität haben, für die Steckschrauben braucht es zumindest einen Satz Schraubenschlüssel oder besser einen Ratschenkasten.

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Die Leiter ist vormontiert. Es folgt der Aufbau der Seiten. Vorsicht, einige Latten sind in der Länge und Stärke gleich. Die für die Seiten haben wegen der Verbindung mit Steckschrauben größere Vorbohrungen. Steckschrauben immer von innen nach außen stecken. (Bild: Peter Schmitt)

Bei jedem Bausatz gilt es, erst einmal zu überprüfen, ob alle Bauteile vorhanden und passig sind. In unserem Fall waren sie es. Die Vorbohrungen passten auch. Aber Achtung: Die Seitenhölzer für den Korb oben werden mit Steckschrauben fixiert und haben größere Vorbohrungen als die maßgleichen Hölzer im Kranz, die mit Torxschrauben montiert werden. Weil wir die Bauteile nicht sauber sortiert hatten, fingen wir prompt mit den falschen Seitenteilen an – Anfängerfehler. Es hätte geholfen, den sehr verständlichen Bauplan evtl. etwas genauer zu studieren. Bei den Schrauben, Muttern und Haken fehlte nichts. Die Leiter, das Sitzbrett und der Bodenrost sind vormontiert. Durch die schiere Länge der kesseldruckimprägnierten Holme hatte sich der ein oder andere etwas geworfen. Das war aber nichts, was man nicht mit etwas Geschick ausgleichen und passig machen konnte. Während wir für den 1. Sitz fast 1 Std. brauchten, wurden wir bei den Sitzen 2 und 3 immer schneller. Zum Schluss schraubten wir nur noch eine knappe ½ Std., sodass nach etwa 1 ­Arbeitstag alle 6 Sitze am Nachmittag fertig auf dem Platz vor der Gemeindehalle im Testrevier standen und darauf warteten, verteilt zu werden. Dafür braucht es wiederum einen etwas größeren Hänger mit mind. 1,40 m Breite und 2,50 m Länge. 4 Mann sollten schon mit anpacken, um den Sitz ein paar ­Meter tragen zu können, zumal bei uns auch nicht alle Stellen bequem mit Fahrzeugen erreichbar sind.

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Manche Bauteile haben sich in der Feuchtigkeit geworfen. Das lässt sich allerdings mit etwas Zug und Druck ausgleichen. (Bild: Peter Schmitt)

Zur Stabilisierung können als Zusatzausstattung Erdanker und Betonunterlegplatten mitgeliefert werden. Letztere erhöhen die Lebensdauer der Holzkonstruktion erheblich. Im Lieferumfang enthalten sind 2 Kanthölzer mit einer Stärke von 7 x 7 cm sowie 2,35 m Länge als Streben.
Wegen des Mittelholms an der Leiter müssen am Standort an 5 statt an 4 Stellen die Unterlegplatten in Waage gebracht werden. Das ist etwas Mehraufwand. Dadurch, dass alle 4 Seiten ausgekreuzt sind, reichen die beiden Streben, um den hohen Drückjagdsitz wackelfrei aufzustellen. Noch 4 Erdanker an die Holme, dann dürfte eigentlich auch kein Sturm das 4 m hohe Konstrukt umwerfen.

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Nachdem der untere Kranz und der Boden montiert ist, kann der Hochsitz auf einer ebenen Montagefläche verstrebt werden. (Bild: Peter Schmitt)

Oben haben bequem 2 Personen Platz, die Auflage durch die Kanthölzer im Kranz ist prima. Die Sitzbank ist um 90° verschiebbar, damit kann der Schütze sich in jede beliebige Richtung setzen.

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Nach dem Plan wird der Bock liegend verstrebt. Wir stellten ihn auf dem ebenen Montageplatz kurzerhand auf, richteten ihn stehend aus ... (Bild: Peter Schmitt)

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... und verstrebten ihn anschließend, was einfach schneller ging. Brauchten wir zur Montage des 1. Sitzes eine gute Stunde, erlangten wir danach Routine. (Bild: Peter Schmitt)


Die Zusatzausstattung

Für 2 Drückjagdsitze waren noch Dächer dabei, die nachträglich angebracht werden können. Dazu werden die hinteren Holme angeschuht verlängert, dann das Dach am Boden vormontiert, oben verschraubt und verstrebt.

Da das Dach doch recht schwer ist, stellt es oben auf dem Sitz 2 Mann schon vor eine Herausforderung, das Dach so aufzulegen und zu halten, bis 2 Steckschrauben eingeschoben sind. Ich empfehle, das Dach unten inkl. der Holmverlängerung zu montieren, dann das ganze Konstrukt nach oben zu hieven, hinten auf die Holme aufsetzen und schnell mit 2 Torxschrauben zu fixieren. Danach lässt sich der ganze Schuh sauber verschrauben. Ob das Dach, das praktisch nur auf 2 Holme steht und mit schrägen Streben stabilisiert ist, damit vorne frei geschwungen werden kann, starkem Wind standhält, können wir in der Kürze der Standzeit der Sitze nicht ­sagen. Die beiden Einrichtungen mit Dach stehen auf jeden Fall an Freiflächen und im Feld, wo der Wind durchaus schon mal heftiger angreifen kann.

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Die Leiter hat einen Mittelholm. Beim Aufstellen im Revier müssen also nicht nur 4, sondern 5 Punkte auf dem Boden in Waage gebracht werden. (Bild: Peter Schmitt)

Durch die Verblendung mit dem Tarnnetz, auch dieses lässt sich als Zusatzausstattung mitordern, kann ein Schütze sich oben bewegen, ohne dass Wild ihn gleich mitbekommt. Zur Not tut es auch ein Sichtschutz aus dem Baumarkt.

Insgesamt schlägt die Zusatzausstattung noch mal mit 218 € pro Sitz zu Buche. Wer heute einmal die Holzpreise im Baumarkt verfolgt, der weiß, dass man für dieses Geld kaum das kesseldruckimprägnierte Holz samt Schrauben im zugeschnittenen Zustand erwerben kann. Ein durchdachtes Konzept von jagdlichen Praktikern.
 
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Fertig im Revier mit Zusatzausstattung: Dach, Tarnnetz, Unterlegplatten und Erdanker. (Bild: Peter Schmitt)

Autor: Heiko Hornung