28.09.2023
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F&F
Ausgabe 08/2023
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8 Min

Praxis

Mit DS fängt man fast alles!

Wer nicht nur Gummi-, sondern auch Naturköder am Dropshot-Rig anbietet und kleine Details an der Montage sowie Führung des Systems variiert, holt erst das Maximum aus dem cleveren System heraus.Von Wolfgang Hauer

Mit DS fängt man fast alles!

Bild: Wolfgang Hauer

Die Drop Shot-Angelei bietet für mich jede Menge Möglichkeiten, um zu variieren. Schon die Bandbreite der Fischarten, die ich mit dem System überlistet habe, ist beeindruckend. Klar, der Großteil waren Raubfische wie Barsch, Zander und Hecht. Doch selbst einen Schuppi mit 7,5 Kilo und einige Brassen hab ich mit dieser Methode schon gefangen. Sobald man einen echten oder künstlichen Wurm als Köder anbietet, lässt sich fast jeder Fisch damit fangen. Ich mache das besonders dann, wenn die Raubfische absolut nicht wollen. Das bringt willkommene Abwechslung in Form von Döbeln, Rotaugen und sonstigen Spezies. Und natürlich lassen sich mit Würmern und kleinen Köderfischen am Dropshot-System (DS) auch schöne Barsche überlisten.

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Wird ein Wurm am DS angeboten, fängt man damit auch Friedfische, hier hat ein Brassen gebissen. (Bild: Wolfgang Hauer)

Einfach variieren kann ich beim DS auch den Abstand, den mein Köder zum Grund einnehmen soll. Dazu muss ich nur das Blei mit der Klemmöse am Vorfach lösen und es entsprechend verschieben. In der Regel positioniert man das Gewicht in Richtung Karabiner an der Hauptschnur, um den Köder näher am Grund zu führen. Gerade Zander haben eine Vorliebe für bodennah angebotene Köfis oder Shads. Fische ich an Gewässern, die ich kenne, habe ich daheim meist schon einige DS Systeme mit passenden Blei-/Hakenkombinationen vor­bereitet. Mein Standardabstand zum Grund liegt meist bei 30 Zentimetern; plus/minus fünf Zentimeter. Wenn ich aber plane, mein DS-System beim Wurfangeln anzubieten, dann fixiere ich den Haken durchaus auch mal einen ganzen Meter vom Blei entfernt. So bleibt der Köder nach dem Servieren im flachen Winkel immer noch weit genug vom Boden weg, um Hänger zu vermeiden.

Stabblei im Vorteil

Natürlich ist es auch Geschmackssache, welches Blei man zum Dropshotten verwendet. Für mich muss es allerdings ein stabförmiges Gewicht sein. Nur bei diesem spüre ich genau, wie es beim Absinken nach dem Grundkontakt umkippt. Und wenn ich die Montage auf Zug bringe, also das Stabblei wieder aufstelle, vibriert der Köder perfekt. Unter normalen Umständen mache ich also kaum mehr Bewegung, als dass ich das Gewicht umfallen lasse und es wieder aufrichte, um das Vorfach zu strecken. Manchmal lasse ich den Köder aber auch auf den Grund sinken und dort einige Sekunden liegen. Gerade bei Zandern funktioniert das recht gut.

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Wolfgang Hauer bevorzugt stabförmige DS-Bleie. Und bei Verwendung von Köfis sticht er den Haken beim Dropshotten von unten - von der Maulöffnung her - durch die Schädeldecke. So bleibt der Köder auch nach dem ein oder anderen Fehlbiss noch stabil am Greifer. (Bild: Wolfgang Hauer)

Es gibt noch einen weiteren Effekt, den ich an stabförmigen Gewichten schätze. Nicht immer fische ich mit meiner DS-Montage direkt unter dem Boot, manchmal mache ich damit auch kurze Würfe, kaum weiter als zehn Meter von der Bordwand entfernt. Dabei ist es mir schon wiederholt passiert, dass gerade Barsche die Montage noch beim Absinken genommen haben. Offensichtlich sind es der schlanke Umriss und die silbergraue Farbe, die das Stabblei selbst verlockend machen. Sie versetzen Barsche in den Angriffsmodus und lassen sie das rasch absinkende Gewicht verfolgen, um dann auf den eigentlichen Köder zu beißen. Vor allem wenn ich schlanke Köfis oder Shads verwende, klappt das oft sehr gut. Versuchen Sie das unbedingt auch einmal.

Leichte und scharfe Haken

Meine Haken zum Dropshotten montiere ich direkt am Vorfach, allerdings nicht mit dem vielgerühmten Palomar. Viel einfacher und praktikabler ist nämlich der sogenannte „verbesserte Dropshot Knoten“. Die Skizze zeigt, wie der gebunden wird.

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So bindet man den verbesserten DS-Knoten: 1. Zunnächst eine Schlaufe um den Haken legen. Danach diesen drei- bis fünfmal hindurchführen.2. Dabei mit dem Haken die Schnur übereinanderwinden. Schließlich befeuchten und zuziehen (Bild: F&F)

Bei den Haken habe ich nach einigem Rumprobieren die Bassers Worm Hooks SS von Daiwa im Einsatz und bin recht zufrieden damit. Sie sind sehr scharf und, was gerade bei dieser Fischerei sehr wichtig ist, extrem leicht. Ich verwende sie in den Größen 2 bis 6.
Der direkt auf das Vorfach gebundene Haken hat den Vorteil, dass ich selbst feinste Bisse sofort mitkriege und die Fische fast ausnahmslos ganz vorne im Maul gehakt werden. Das ist ein großer Pluspunkt für die Waidgerechtigkeit, weil ich so den Großteil meiner Fische wieder schonend zurücksetzen kann. Außerdem kann ich meinen Köder bei gestreckter Schnur nur mit einem direkt angebundenen Haken auch wirklich vibrieren lassen.

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im Idealfall steht der leichte und scharfe Haken am DS im rechten Winkel vom Vorfach ab. (Bild: Wolfgang Hauer)

Es geht auch mit Stahl

Manche Fischerkollegen binden ihr DS-System mit einem kurzen Seitenvorfach, ähnlich wie bei einer Hegene. Dadurch können heikle Räuber den Köder noch einfacher einsaugen, weil sie kaum Widerstand durch das gestreckte Vorfach haben. Das mag an kritischen Tagen, an denen es schlecht beißt, den entscheidenden Vorteil bringen und den Schneider verhindern. Abhängig von der Länge des Seitenvorfachs oder Springers besteht aber auch das Risiko, dass die Räuber den Köder tiefer inhalieren. Das kann vor allem bei kleineren Zandern ein ­Problem sein. Denn durch ihr „Saugschnappen“ verschwindet der Köder dann in einer Zehntelsekunde tief im ­Rachen. Und gerade bei Untermaßigen reicht oft schon eine harmlos scheinende Verletzung, um sie verenden zu lassen.
Wer auf Hecht mit Dropshot fischt, muss ein bissfestes Vorfachmaterial wählen. Hier empfiehlt sich ein kurzes Stück Stahl vor einem Wide Gap-Haken (siehe dazu Folgeartikel, S. 36). Uferangler fixieren den Haken gern mit zwei kleinen Kunststoff-Perlen. Eine oberhalb, die andere unterhalb des Öhrs. Die Perlen wiederum werden oben und unten mit je einer Klemmhülse am Verrutschen auf dem Stahlvorfach gehindert.

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Natürlich geht es auch klassisch mit Gummiköder. In diesem Fall hat ein schlanker V-Tail-Shad am DS einen starken Barsch verführt. (Bild: Wolfgang Hauer)

Viel Gefühl, wenig Hänger

Manche Gewässer sind schwierig zu befischen, weil sie viele hängerträchtige Passagen beherbergen. Besonders tückisch sind Stauseen, bei denen ein natürlicher Flusslauf mit bewaldeten Ufern überstaut wurde. Oft lauern dann freigespülte Wurzelstöcke am Gewässergrund auf unsere Köder. Aber gerade dort fühlen sich Zander tagsüber besonders wohl. Ich bearbeite solche Stellen dann mit dem DS-System und sogenannten Wide Gape- oder Offset-Haken. Das funktioniert am besten mit schlanken No-Action- Shads, die bereits einen Schlitz zum ­Aufziehen dieser Spezialhaken besitzen. Wichtig ist, dass die Spitze am Rücken des Köders im Gummi verborgen bleibt.
Dank dieser Montage kann ich selbst die schwierigsten Stellen befischen. Damit kann ich den Gewässergrund und natürlich auch die Hindernisse ganz vorsichtig abtasten. Ich spüre dann genau, ­ wie mein Köder - und in einigem Abstand auch das Blei - zwischen Steinen und Wurzeln hindurch gleitet, ohne hängen zu bleiben. Erst wenn ich einen deutlichen Biss spüre, kommt der Anschlag.

Autor: Wolfgang Hauer