09.06.2024
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WUH
Ausgabe 12/2024
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5 Min

Rasseporträt Border Terrier

Der Kobold von der Grenze

Ein Kopf wie ein Otter, raues, robustes Fell und ein kerniges Wesen machen den Border Terrier aus. Michael Woisetschläger hat sich die urwüchsige Jagdhunderasse genauer angesehen.

Der Kobold von der Grenze

Bild: Shutterstock

Irgendwie knuffig schaut der Border Terrier aus der Wäsche, die Gefühlspalette beim 1. Anblick eines Vertreters dieser Rasse schwankt bei mir zwischen „Hm, er sieht schon seltsam aus“ und „Was für ein durchtrainierter kleiner Kerl“. Dabei sollte man diesen kleinen, charmanten Hund, dessen immer gutgelaunt scheinender Blick ihn wirklich sypmathisch macht, auch jagdlich auf keinen Fall unterschätzen. Der Border ist kernig, ursprünglich und hochintelligent – beste Voraussetzungen für einen vierläufigen Jagdbegleiter.

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Das lustige Ottergesicht des Border Terriers sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er für die Jagd gezüchtet ist und eine Aufgabe braucht, um zufrieden und ausgeglichen zu sein. (Bild: Shutterstock)
Erste Abbildungen aus Großbritannien zeigen den Terrier bereits 1888. Dennoch sollte es bis 1920 dauern, bis die Rasse beim englischen Kennel Club eingetragen wurde. Sehr viel später erst wurde er in Deutschland bekannt – etwa seit Mitte der 1960er-Jahre fand die Rasse immer mehr Anhänger bei Hundeliebhabern und auch Jägern. Bis der Border Terrier vom JGHV im Rahmen einer Sondervereinbarung mit dem Zuchtverband, dem Klub für Terrier, auf Prüfungen vorgestellt werden durfte, dauerte es aber noch bis 2008. Seit diesem Jahr ist die Rasse auch im Nachbarland Österreich, beim dortigen Österreicher Jagdgebrauchshund Verband (ÖJGV), anerkannt.
Seine Herkunft liegt in der Grenzregion zwischen England und Schottland, den Borders. Ursprünglich wurde der kernige Terrier bei der berittenen Fuchsjagd eingesetzt. Nachdem er der Meute und den Reitern gefolgt war, ging es für den Untertagearbeiter in den Bau, um Reineke zu sprengen. Eine Leistung, die ein ordentliches Maß an Ausdauer und Härte erfordert.

Form follows function
Um seinen Aufgaben gerecht zu werden, soll der Border Terrier einen funktionellen Körperbau besitzen. Die Läufe sind lang genug, um ihm es zu ermöglichen, Reitern über lange Strecken zu folgen. Die britische Faustregel für den Umfang des Brustkorbes ist, dass dieser von 2 Männerhänden umspannbar sein soll, um sicherzustellen, dass der Terrier in den Bau passt. Die Haut ist lose und das doppelte Haarkleid harsch und mit guter Unterwolle versehen. Sein Kopf soll dem eines Otters gleichen – ein Merkmal, das ihn von anderen Terrierrassen abhebt und unverwechselbar macht. Der britische Originalstandard bestimmt die Größe des Hundes ausschließlich über das Gewicht: Rüden sollen zwischen 5,9 und 7,1 kg, Hündinnen zwischen 5,1 und 6,4 kg wiegen. Der Border Terrier ist ausgesprochen vielseitig und anpassungsfähig.
 

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Der Border Terrier ist ein Arbeitsterrier, der vielseitig einsetzbar und immer häufiger auch auf Drückjagden anzutreffen ist. (Bild: Austrian Terrier Club)
Jagd und Ausstellung
Nicht zuletzt wegen der lange verwehrt gebliebenen Anerkennung im jagdlichen Bereich ist der Border Terrier in vielen Sparten des Hundesports zu finden, in denen er durch seine Klugheit und Vielseitigkeit besticht. Aber auch jagdlich hat der Otterkopf inzwischen fest Fuß gefasst. Auch wenn die Baujagd die ursprüngliche Passion des kleine Terriers ist, steht dem vielseitigen Einsatz bspw. bei der Nachsuche, als Stöberhund bei Bewegungsjagden oder – im Rahmen seiner Möglichkeiten – beim Apportieren von Niederwild nichts entgegen. Der Border Terrier ist ein Vierläufer, der sich sehr eng an seinen Menschen anschließt. Er ist ein angenehmer Begleiter im Alltag, kommt auch mal mit weniger Bewegung aus und schaltet sofort in den Arbeitsmodus um, wenn es ins Revier geht. So hart er im Jagdeinsatz sein kann, so wichtig ist ehrlich gemeinte Zuneigung und verbindliches Miteinander. Ein Zwingerhund für gelegentliche Jagdausflüge ist der Border definitiv nicht.

Ohne Trimmen geht es nicht
Das Haar des Border Terriers muss ­regelmäßig, am besten per Hand, getrimmt werden. Etwa alle 3 Monate wird altes, abgestorbenes Haar bis auf die Unterwolle ausgezupft – jahreszeitlich unabhängig. Die heute noch gezüchteten Farben sind Grizzle and Tan, Blue and Tan und Red.
 
 
 
 

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(Bild: PPZV-Verlag)

Autor: Michael Woisetschläger