07.07.2025
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Aus dem WuH-Testrevier

Rettungsaktionen

Diese Saison standen mit 2 Silo- und einem Heuschnitt 3 Einsätze zur Jungwildrettung an. Aber äußere Umstände führten zu so wenig dingfest gemachten Kitzen wie noch nie. Peter Schmitt

Rettungsaktionen

Bild: Michael Stadtfeld

Organisation ist alles. Es hatte zwar einiger Mühen und Anrufe bedurft, aber ­irgendwie funktionierte es dann doch. Ein halbes Dutzend Landwirte oder Pferdehalter hatte angekündigt, nach unstetem Wetter zu Anfang des Monats, Mitte Juni das Heu einbringen zu wollen. Wir bekamen terminlich schließlich alle unter ­einen Hut, sodass wir zu diesem Anlass nur einen Kitzrettungseinsatz absolvieren mussten.

Kitzrettung bedeutet für uns, jede Fläche mit der Wärmebilddrohne abzufliegen. Alternative Methoden sind zwar besser als nichts, aber im End­effekt nur ein absoluter Notnagel. Auch wenn es bspw. an langen Wochen­enden organisatorisch etwas schwierig ist, schwören wir seit Jahren auf den Überflug. Würde es einmal terminlich nicht hinhauen, würden wir darauf ­bestehen, dass der Landwirt den Mähtermin verschiebt oder selbst eine anderweitige Jungwildrettung per Drohne organisiert. Schließlich wäre das auch seine Pflicht. Das Einspringen der ­Jäger ist freiwillig – ein Umstand, der so manchem Bauern und Jagdgenossen nach wie vor unbekannt zu sein scheint.

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Der Wärmebildkamera der Drohne entgeht kein Kitz. Für uns kommt keine andere Methode mehr infrage. (Bild: Peter Schmitt)

Der Heumahd gingen bereits ­­2 Siloschnitte auf den restlichen Grünlandflächen voraus. Der 1. fiel – wie die Jahre zuvor – bereits Ende April an. Zwar­ ­waren da schon vereinzelt Kitze ­gesetzt, doch die meisten Ricken waren noch beschlagen. Die gefährdeten Bereiche waren allesamt kitzfrei.

Ein früher 1. Schnitt bedeutet ­jedoch, dass der 2. in puncto Kitzrettung zur absolut heißen Zeit anfällt. Aber der Frühling zeigte sich nach der 1. Mahd von seiner hochsommerlichen Seite. Das Gras nahm statt Grün- eher Ocker- und Brauntöne an – Wachstum Fehlanzeige. Das änderte sich erst mit unregelmäßigen Regenfällen Anfang Juni. Das nun anschiebende Gras schaffte es nicht mehr ­ansatzweise zur sonst üblichen Höhe. Und so fanden wir auch Mitte Juni beim 2. Schnitt keine Kitze auf dem zu mähenden Grünland. Im Umfeld konnten wir mit der Wärmebilddrohne aber deutlich erkennen, dass der Großteil des Nachwuchses bereits ­gesetzt war, wenn auch abseits in ­höherer und somit sichererer ­Deckung abgelegt.

Im üppigen Schutz der Heuwiesen sollten zum Abschluss also noch einmal Kitze anfallen, auch wenn einzelne Kollegen mutmaßten, dass die Jungspunde in der 2. Junihälfte wohl schon zu groß seien, um sich noch zu drücken und fangen zu lassen.

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Wenn die Bilanz mit nur einem geretteten Kitz auch mager ausfiel, war es die Mühen allemal wert. (Bild: Markus Lotz)

Dass das eine trügerische Annahme ist und man es sich nicht zu einfach machen darf, zeigte wenig später ein sich fest drückendes Kitz. Der Nachzügler dürfte keine Woche alt ­gewesen sein. Auch wenn uns die ­anderen, deutlich stärkeren Kitze allesamt stiften gegangen sind, hat es sich mit dem einen bewahrten Leben doch wieder gelohnt, die Jungwildrettung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und auch noch im späten Juni loszuziehen.

Autor: Peter Schmitt